Es war der 1. März 2005.

Und es war nur ein unspektakuläres Formular, das ich in einer kleinen Behördenstube ausfüllte.

Aber für mich war es aufregend und eine große Veränderung:

Ich hatte gegründet!

Mittlerweile bin 20 Jahre selbständig!

Meine 7 wichtigsten Erkenntnisse aus 20 Jahren Selbständigkeit

Eine gute Gelegenheit, um Rückschau zu halten. Ich könnte meine tollsten Erfolge aus den letzten 20 Jahren teilen, einzelne Stationen auflisten oder meine kuriosesten Erlebnisse zum Besten geben …

Aber ich mache etwas anderes und teile in diesem Artikel meine 7 wertvollsten Erkenntnisse aus den vergangenen 20 Jahren als Selbständige, von denen auch andere (angehende) Selbständige und Menschen, die ein Online-Business aufbauen wollen, profitieren können.

1) Erlaube Dir zu scheitern

In den vergangenen 20 Jahren hörte ich viele Angestellte sagen: „Ich traue mich das nicht.“ Viele Gründer und angehende Selbständige haben Angst vorm Scheitern und trauen sich daher nicht an die Umsetzung. Das ist absolut verständlich. Denn man gründet nicht, damit es floppt. Sondern möchte mit seiner Gründung erfolgreich sein.

Ich selber bin ein echter Hasenfuß und keineswegs der Typ für Mutproben gleich welcher Art. Auch ich hatte Angst vorm Scheitern. Es macht keinen Spaß, sich in ein neues Projekt zu stürzen, viel Zeit und Herzblut reinzustecken und dann geht es in die Hose.

Was ich heute weiß: Das Scheitern gehört dazu! Und es ist nicht schlimm oder peinlich. Als Selbständige begegnen uns jeden Tag Dinge, die wir „falsch“ machen können. Dinge, die anders – schlechter – laufen als wir uns das vorher ausgemalt haben.

Man kann das Scheitern auch als gute Übung betrachten. Denn aus den Fehlern, die wir machen, können wir lernen. Und auch aus den Dingen, die nicht funktionieren, können wir lernen. Blöd ist nur, wenn wir immer wieder das gleiche machen und nix dabei lernen. Weiter kommt man, wenn man sich anschaut, warum etwas nicht geklappt hat und was wir besser machen können. Und nach manch gescheitertem Projekt ist da vielleicht sogar Erleichterung, dass es nicht geklappt hat. Das erlebte ich bei einem Kunst-Online-Shop, den ich zuammen mit meinem Bruder – er hatte langjährige Erfahrung mit Online-Shops und die komplette Infrastruktur zur Hand – gestartet hatte. Ich bin heute noch froh, dass wir nichts (!) verkauft haben! Aber aus dem einen Jahr, an dem wir intensiv daran geabeitet, es umgesetzt und getestet habem, habe ich unglaublich viel gelernt, wovon ich noch heute profitiere.

Einen sehr heftigen Moment des „Scheiterns“ erlebte – und überlebte – ich in meinem Online-Business: Wenn Dein Kurs 6 Stunden nach dem Start zusammen bricht.

Scheitern gehört dazu, um erfolgreich zu sein. Viel schlimmer als das Scheitern ist die Angst davor, denn die lähmt. Sich zu entscheiden, keine Angst mehr vor dem Scheitern zu haben, lenkt die Gedanken in eine konstruktive Richtung und wir bleiben handlungsfähig.

Also hab die Angst und tu es trotzdem!

2) Kleine Projekte starten

Sich selbständig zu machen bedeutet nicht, ein Imperium zu gründen. Wobei auch viele heutige Imperien in kleinen Garagen gegründet wurden …

Sowohl bei der Gründung als auch beim Aufbau eines Online-Business ist es hilfreich, erstmal klein anzufangen. Dahinter darf durchaus ein großer Traum stehen. Und den kann man am besten verwirklichen, wenn man zunächst mit kleinen Projekten startet. Und damit trickst man obendrein auch die Angst vor dem Scheitern aus.

Wenn beispielsweise eine Heilpraktikerin aus all ihrem Wissen eine große Online-Bibliothek machen möchte, steht sie vor einem Projekt, das kaum zu bewerkstelligen scheint. Aber es geht. Indem sie mit dem ersten Mini-Projekt startet, beispielsweise einen ersten kleinen Onlinekurs erstellt und vermarktet. Dadurch

  • wird sie fit darin, wie das Ganze funktioniert – damit meine ich nicht nur „die Technik“
  • baut sie Sichtbarkeit auf, für sich als Expertin und für ihre Angebote
  • lernt sie Marketing und Kommunikation zielführend einzusetzen

Und so kann sie sukzessive ihre umfassende Online-Bibliothek aufbauen und sich an immer größere Projekte wagen.

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3) Die goldene Abkürzung: Optimieren

Es ist im Laufe der Jahre zu einem meiner Steckenpferde geworden: Optimieren.

Bestehendes zu optimieren ist die Geheimzutat, um weiter zu kommen. Mir fiel das zunächst schwer, weil ich eher so ticke, ständig etwas Neues auf die Beine zu stellen: ich habe eine neue Idee und setze sie um. Jede Woche einen neuen Kurs – das war eine zeitlang mein Turbo. Es hat mir mordsmäßig Spaß gemacht und ich hatte meiner Community immer was Neues zu bieten! Auch während ich diesen Artikel schreibe, poppen in meinem Kopf neue Ideen auf. Mittlerweile lasse ich dann nicht mehr alles stehen und liegen, um übermorgen einen neuen Kurs anzubieten.

Schlauer ist es, zu optimieren.

In der Selbständigkeit muss man sich um viele verschiedene Dinge kümmern. Daher hift es, wiederkehrende Prozesse zu optimieren, z.B. wie man seine Buchhaltung macht. Dann wird die Sache effizienter und lässt sich mit Routine und in einem planbaren Zeitfenster abarbeiten.

Und auch beim Aufbau von einem Online-Business ist das Optimieren hilfreich. Einige Dinge, die man in seinem Online-Business optimieren kann:

  • eines Deiner Online-Produkte, z.B. Onlinekurs oder Online-Workshop
  • das Online-Marketing für das Produkt
  • den Launch-Prozess, wenn man z.B. über ein Webinar sein Produkt verkauft
  • die Verkaufsabwicklung
  • die Kundenreise
  • die User Experience vor dem Kauf und bei der Produktnutzung
  • das Onboarding nach dem Kauf
  • die Auffindbarkeit über Google und andere Suchmaschinen
  • die Conversion

Das Coole am Optimieren ist, dass wir schon mit winzigen Stellschrauben bahnbrechende Veränderungen herbeiführen können. Wer noch wenig Erfahrung im Online-Business hat, sieht die Aspekte oft nicht, bei denen sich das Optimieren lohnt, denn die sind individuell unterschiedlich. Man kann sich dann leicht auf Nebenschauplätzen verzetteln oder meint, ein neues Angebot machen zu müssen. Das ist aber oft nicht sinnvoll. Mir macht es viel Spaß, meine Kundinnen zu beraten, bei denen es im Online-Business stockt. Oft kann ich schon im Rahmen eines Strategie-Calls die Punkte aufdecken, bei denen enormes Optimierungspotenzial besteht und die Kundinnen können es direkt danach umsetzen.

Natürlich optimiere ich auch in meinem eigenen Online-Business. Beispielsweise mein Online-Workshop Gruppenprogramm, das ich insgesamt 24 Mal durchgeführt und immer weiter optimiert habe. Es funktionierte von Anfang an, ich hätte also alles so lassen können wie es ist. An den Inhalten selber habe ich auch nichts geändert! Aber beispielsweise die Art, wie ich die Inhalte zur Verfügung stelle. Damit konnte ich für mich und für die Teilnehmenden den Ablauf deutlich vereinfachen. Ich habe unter anderem das Marketing und die Verkaufsseite weiter optimiert, im Programm zusätzliche Termine ergänzt und den Preis erhöht. Unterm Strich konnte ich so mehr bewirken, mehr Menschen erreichen, den Umsatz steigern und den gesamten Prozess effizienter gestalten.

Optimieren ist besser als Jammern. Auch, wenn etwas nicht gut klappt. Wenn man z.B. einen Online-Workshop anbietet und nur eine Person kauft, kann man sich lange darüber grämen. Oder man macht was draus und optimiert! Genau dafür gibt es mein Online-Workshop Review Workbook. Denn es gibt immer wertvolle Learnings, die leider flöten gehen, wenn man sich nicht damit befasst, sondern nur das Negative sieht.

4) Neues lernen – jeden Tag

Lebenslanges Lernen ist heute ein Muss. Natürlich ist das Wissen, das Menschen haben, die schon 20, 30 oder 40 Jahre Berufserfahrung haben, super wertvoll!

Ein echter Schatz wird daraus, wenn man offen ist, Neues zu lernen. Sich mit Dingen wie Digitalisierung oder KI zu befassen.

Mir sagte eine Kundin, dass die Arbeit an ihrem Onlinekurs und den verschiedenen Facetten in ihrem Online-Marketing und auf ihrer Webseite, im Newlstter für sie wie eine Verjüngung waren. Anfangs dachte sie „ich kann das alles nicht“ und war unsicher. Für mich war es eine Freude, wie sie nach kurzer Zeit ganz sicher Änderungen auf ihrer Webseite machte und auch eigene Ideen hatte, wie sie Dinge für sich und ihre Kundinnen besser machen konnte.

Es ist also nicht nur gut fürs Geschäft, Neues zu lernen und seine Kompetenzen im Online-Business weiter zu entwickeln, sondern auch wertvoll für einen selbst.

5) Work-Life-Balance ist kein Luxus

Ich habe schon immer viel gearbeitet, ich arbeite gerne und kann mich da so richtig reinhängen, wenn ich für eine Sache brenne. Das kann man machen, das geht auch lange gut, vor allem wenn man sich nicht so leicht unterkriegen lässt … Aber irgendwann geht es eben nicht mehr gut. Die Anzeichen kann man ignorieren oder aufhorchen und sich entscheiden, etwas zu ändern. Selbstfürsorge ist nun mal Chefsache in der Selbständigkeit.

Von Beginn an eine 4-Stunden-Woche zu praktizieren ist natürlich unrealistisch, da muss man sich nichts vormachen. Aber es geht eben nicht über Jahre hinweg rund um die Uhr zu arbeiten. Ich habe daher von einiger Zeit viele Maßnahmen reduziert, um mehr Zeit für mich und außerhalb meines Business zu haben. Dabei habe ich bewusst bestimmte Aktivitäten reduziert, wie z.B. Social Media. So konnte ich sehen, was passiert und wie sich das auf mein Business auswirkt.

So wie ich also Dinge teste, die ich starte, habe ich es auch getestet, Maßnahmen zu reduzieren oder sogar zu beenden. Natürlich habe ich Auswirkungen gespürt, aber da ich über Jahre hinweg sehr aktiv organisches Contentmarketing gemacht habe – und noch immer mache –  und ein System aufgebaut habe, hielt es sich in Grenzen.

Resilienz, Selbstfürsorge und Achtsamkeit werden immer wichtiger. Nicht nur für Angestellte, sondern besonders für Selbständige.

6) Flexibel bleiben

Es kommt anders als geplant.

Spätestens durch die Pandemie haben wir alle erlebt, dass sich die Dinge ändern. Auch in Richtungen, mit denen wir in den schlimmsten Träumen nicht gerechnet haben.

In der Selbständigkeit lernt man, mit veränderten Rahmenbedingungen umzugehen und selbst aktiv zu werden. Nicht darauf warten, dass da „jemand“, sei es der Staat oder der Weihnachtsmann kommt und uns irgendwie rettet. Zu Beginn der Pandemie haben sich viele Selbständige aus dem Online-Business zusammen getan und etwas auf die Beine gestellt, um anderen zu helfen. Ich habe seinerzeit zahlreiche Online-Trainings gegeben, um den Menschen Zoom zugänglich zu machen, so dass sie es nutzen können.

Flexibel bleiben, auf Unvorhersehbares reagieren und handlungsfähig zu bleiben. Das lernt man auch, wenn mitten im Webinar plötzlich der Strom ausfällt oder man als Referent aus dem Call fliegt oder noch ganz andere Dinge passieren. Genau das trainiert die Flexibilitätsmuskel.

Gerade heute, wo die Welt nicht mehr in den gewohnten Bahnen verläuft, ist es wertvoll, weiterhin lösungsorientiert zu sein und sich nicht gleich umpusten zu lassen. Auch das kann man lernen.

7) Eigene Erfolge wahrnehmen

Feiere Deine Erfolge!

Puh, sollst Du es also feiern, wenn Du nach langer Zeit endlich wieder einen Newsletter verschickt hast, der schon lange fällig war?

Das ist vielleicht kein Grund, eine Flasche Champagner zu öffnen, aber es geht um etwas anderes. Es geht darum, wahrzunehmen, was Du gemacht und erreicht hast. Du hast es gemacht, den inneren Schweinehund überwunden, Dich hingesetzt und einen richtig guten Newsletter geschrieben und verschickt. Du hättest es auch lassen können, denn Gründe gab es genug …

Es ist wichtig, sich die eigenen „Erfolge“ bewusst zu machen, sie nicht als selbstverständlich hinzunehmen, weil es nun mal unsere Aufgaben sind. Nur wenn wir auch die kleinen unscheinbaren Erfolge als solche wahrnehmen, sind wir erfolgreich. Wer immer nur die Sachen sieht, die man nicht auf die Kette kriegt oder die noch immer auf der Todo-Liste schmoren, eiert nur auf der Sollseite herum, hinkt den eigenen Erwartunger hinterher und merkt gar nicht, was schon alles läuft und wie weit man schon gekommen ist!

Du hast keine Zeit, neue Social-Media-Beiträge zu erstellen, weil Du nach Deinem letzten Newsletter mehree neue Kundenanfragen hast? Herzlichen Glückwunsch zu dem mega erfolgreichen Newsletter!

Erfolge sind das, was wir als solche definieren. Es ist nicht die 1. Million Umsatz, sondern das beginnt schon früher, mit kleinen Erfolgen. Dazu gehört beispielsweise auch, Herausforderungen zu meistern oder sich aus der Komfortzone zu trauen. Es spielt dabei keine Rolle, ob dies für andere Menschen als Erfolg gilt.

Es mag gediegen sein, sich selber auf die Schulter zu klopfen. Aber warte nicht darauf, dass es andere machen, denn das ist nicht die Aufgabe unserer Kunden!

Fazit

Ich bin dankbar, dass ich mich vor 20 Jahren getraut habe, diesen Schritt zu gehen und dankbar für die vielfältigen Erfahrungen, die auch zu meinem persönlichen Wachstum beitragen. Denn eine Selbständigkeit ist nebenbei auch immer eine große Reise der Persönlichkeitsentwicklung.

Und was sind die wertvollsten Erkenntnisse aus Deiner bisherigen Selbständigkeit? Teile sie gerne im Kommentar.